Städtebauliches Werkstattverfahren Kindl Konglomerat

Für ein Teilareal der ehemaligen Kindl-Brauerei in Berlin-Neukölln wurde eine städtebauliche Studie als eingeladenes, einphasiges Werkstattverfahren ausgelobt. Das Verfahren hatte zum Ziel, die bestmögliche Variante einer innovativen und zukunftsfähigen Bebauung für Brauereikellergebäude im Bereich einer bestehenden Halle zu ermitteln. Gefragt war ein städtebaulicher Entwurf, der die Baumassen so strukturiert, dass Freiräume von größtmöglicher Qualität entstehen und die Planung insgesamt den ökologischen, sozialen und ökonomischen Anforderungen an ein zukunftsfähiges Quartier gerecht werden. Nach Verfahrensstand kam der Interkulturellen Waldorfschule Berlin (IKWS) mit zirka 400 Schülern als Hauptnutzerin der zu errichtenden Flächen in Frage. Darüber hinaus sollten weitere Programmbausteine in einer möglichst attraktiven Mischung entstehen, die auch Synergien mit den bereits am Gelände aktiven Akteuren ermöglichen.

Typ: Schul- und Bildungsbauten, Städtebau
Ort: Berlin-Neukölln
Bauherr: Terra Libra Immobilien GmbH

Wettbewerb: 2. Preis
Auslobung: 2021

Pläne/Perspektiven: Kersten Kopp Architekten GmbH

Städtebau

Das Konzept sieht ein sich in mehreren Höhen abstaffelndes Gebäude vor, welches eine räumlich klare Begrenzung am Kindlplatz erzeugt. Die aus schlanken Gebäudeteilen gefügte Kubatur generiert dabei gegliederte Außenbereiche: Einen einladenden Aktionsraum als Erweiterung des Kindl-Platzes sowie den geschützten Schulhof, der sich mit der Hortterrasse ins Obergeschoss erweitert. Die bestehende Karthalle wird abgetragen und die einzelnen Stahlelemente für andere Bauvorhaben (vorzugsweise Hallen mit großen Spannweiten) weiterverwendet.

Die Schule im Kiez

Mit dem Neubau der IKWS auf dem Kindl-Sockel entsteht ein räumlicher und inhaltlicher Mehrgewinn für den Kiez. Attraktive Nutzungen aus dem Kultur- und Bildungsbereich bieten ein Angebot für alle Altersgruppen. Die Schule kann als Bildungsmagnet verstanden werden, Teile ihres Raumbedarfes überschneiden sich mit anderen Mietinteressenten, so dass hier Synergien optimal genutzt werden können. Die IKWS besetzt mit ihren Flächen den östlichen Grundstücksbereich. Sie wird vom Platz aus erschlossen, die Werkstätten sowie die Sporthalle werden von Süden vom Rollberghof erschlossen. Die einladende Eingangsgeste über den Schulhof erzeugt eine räumliche Großzügigkeit. Das Gebäude ist von hier aus als zweigeschossiger Bau erfahrbar und bietet für die Schüler einen schönen Maßstab. Die Hortterrasse im Süden und ein den Werkstätten vorgelagerter Außenbereich ergänzen das vielfältige Angebot. Vom einladenden Foyer aus sind alle Nutzungen zu erreichen. Die Sporthalle erweitert das Foyer nach Osten und kann für Veranstaltungen der Schule (und des Kiezes) optimal genutzt werden. Die Musiksäle befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Foyer und können auch hier für Veranstaltungen genutzt werden. Die Eurythmiesäle orientieren sich ebenso zum Schulhof, über Vorhänge kann Intimität erzeugt werden, ebenso können diese als erweiterter Bewegungsraum den wettergeschützten Außenraum mit einbeziehen. Innerhalb der Schule können viele Räume mehrfach genutzt werden. Ebenso können diese an schulnahe Institutionen zur Nachmittagsnutzung freigegeben werden. Mit der Mehrfachnutzung wird ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit gegeben. Die Sporthalle kann abends von Vereinen genutzt werden, ein separater Eingang von Süden funktioniert unabhängig vom Schulbetrieb.

Hölzerne Hülle / Tragwerk

Der Neubau ist ein Holzgebäude mit hölzerner lichten Fassade, die im Kontrast zum massigen Sockel steht. Das nachhaltige Baumaterial ist auch im Inneren erlebbar, Holztrennwände- und Decken erzeugen eine angenehme Oberfläche sowie eine gute Raumatmosphäre. Das Stützenraster des Neubaus ist abgestimmt auf die darunterliegenden Geschosse des Bestandes. Die Decke über UG-1 hat eine Lastreserve von 20kN/m². Für die Schule als Holzbau muss von einer Gesamtlast – aus Eigenlast der Konstruktion und Verkehrslast – von 9kN pro Geschoss ausgegangen werden. Für das Dach sind 1,5 kN/m² für Verkehrslasten einschließlich Eigenlast einer Photovoltaikanlage anzusetzen. Durch die Wahl des relativ leichten Baustoffes Holz kann daher selbst im Bereich C des Spielraumplanes eine 2-geschossige Schulnutzung realisiert werden.

Freianlagen

Eine landschaftliche Raumabfolge im Erdgeschoß prägt die Gestaltung des Kindelkonglomerats. Dank der spannenden Platzierung des Hochbaus entsteht eine klare Zonierung und ein vielseitiges Raumerlebnis, welches von überdachten Bereichen und Freiluftbereichen bestimmt ist. Die Freiflächen unter und am Kopfbau des Platzbereiches sind öffentlich und multifunktional bespielbar: Veranstaltungen, Wochenmärkte, Workshops, und Konzerte finden hier statt.