Neubau Kindertagesstätte Rottannenweg, Mannheim-Gartenstadt

Die Gartenstadt Mannheim erhält auf dem bewaldeten Grundstück am Rottannenweg einen Neubau für eine Kindertagesstätte für 140 Kinder.

Typ: Schul- und Bildungsbauten
Ort: Mannheim-Gartenstadt
Bauherr: GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH

Wettbewerb: 3. Preis
Auslobung: 2022

Pläne/Perspektiven: Kersten Kopp Architekten GmbH

Städtebauliche und landschaftliche Einordnung

Das zweigeschossige Gebäude wird zum ersten Baustein einer städtebaulichen Neuordnung am Käfertaler Wald. Das Spielgrundstück orientiert sich nach Süden und Osten und wird durch den hohen Baumbestand begrenzt. Das Gebäude mit seinen Gruppenräumen ist mit dem Außenraum verzahnt, geschützte Spielzonen entstehen.

Kubatur / Struktur

Der Baukörper gliedert sich in zwei zueinander versetzte Volumina mit je kurzem Walmdach. Durch das Versetzen wird auf der Eingangsseite im Westen ein Vorplatz gebildet, die Eingangshalle führt im Osten in den Garten.
Die Aufenthalts- und Spielräume der Kinder sind zum Garten orientiert, die Räume der Erziehenden und die Küche sind zum Vorplatz nach Westen positioniert. Der zentrale Bewegungs- und Mehrzweckraum bildet zusammen mit dem Foyer die kommunikative Mitte des Hauses mit Zugang zum Garten. Die klare Struktur des Gebäudes erzeugt eine leichte Orientierbarkeit. Es entsteht eine räumliche Vielfalt, die sich in den abwechslungsreichen Sichtbeziehungen fortsetzt.

Entwurfskonzept: Vom Modul zur Gestalt

Das Grundmodul des Kindergartens besteht aus einem Gruppenraum mit einem Schlaf- und einem Funktionsraum. Über bewegliche Möbel/eine mobile Wand können diese Räume auch als eine Einheit verbunden werden. Sanitärräume und Materiallager sind jeweils zugeordnet. Eine kommunikative gemeinsame Garderobe mit eigenem Zugang über einen vorgelagerten, wettergeschützten Außenraum zum Garten verbindet paarweise jeweils zwei zueinander verdrehte Module zu einem Spielhaus. Eine Spieltreppe und eine Rutsche führen in den wertvollen Spielraum im Freien. An Regentagen und an sehr sonnigen Tagen bildet diese Zone einen besonderen räumlichen Mehrwert.

Belichtung

Jedes Spielhaus erhält ein individuelles, identitätsstiftendes Walmdach. Auf diese Weise entsteht eine bewegte Dachlandschaft, welche sich in den Innenräumen vielgestaltig wiederspiegelt. Die Raumhöhe der „Dachböden“ über den Sanitär- und Funktionsräumen dient als zusätzliche, höhlenartige Rückzugsnische/Nest mit Blick in den Himmel, kann aber auch als zusätzlicher Stauraum genutzt werden. Ein multifunktionales Möbel/Klettertreppe dient als Bewegungsangebot für die älteren Kinder. Sichtbeziehungen von den Rückzugsnischen in die Gruppenräume sowie in den Garderobenbereich erzeugen spannende Raumsituationen.

Freiraumgestaltung

Die Organisation der Freiflächen wird maßgeblich von der vorhandenen Gehölzstruktur beeinflusst und nimmt das Thema des Waldes auf. Dazu werden die bestehenden Bäume und Sträucher größtenteils erhalten, mit den Geräten und Spielflächen neue Kinderwelten geschaffen. Die verschiedenen Zonen des Gartens werden wie eine sonnige Waldlichtung gestaltet, welche mit den Waldflächen kontrastieren. Ein befestigter Weg aus Ortbeton, an verschiedenen Spielorten als Sitzstufe ausgebildet, verbindet die Gebäudezugänge und Terrassen miteinander. Alle Neupflanzungen fügen sich in die Thematik „Wald“ ein – mit Kiefern, Stiel- und Traubeneichen sowie als Unterwuchs Gewöhnlicher Dornfarn, schmalblättrige Weidenröschen und Blaubeersträucher.

Konstruktion / Material

Um der Forderung nach wirtschaftlicher und nachhaltiger Bauweise sowie nach ökologisch sinnvollen Materialien gerecht zu werden, wird ein Gebäude- und Konstruktionskonzept konsequent und durchgängig in Holz vorgeschlagen. Auf einer Recyclingbetonbodenplatte wird ein Tragwerk mit Brettschichtholzbalken und -stützen geplant. Die Decken- und Dachelemente bestehen aus Holz-Rippenplatten. Die aussteifenden Kerne werden aus Massivholzdecken- und -Wandelementen hergestellt. Die Holzelemente bleiben im Innern größtenteils sichtbar, dienen damit als Speichermasse und schaffen zusammen mit Akustikdecken aus Holzlamellen eine warme Innenraumatmosphäre. Die vor den Holzrahmenbau-außenwänden angeordnete hinterlüftete Holzlattenfassade bildet gleichzeitig die Bekleidung der Walmdächer und betont den Waldcharakter des Gebäudes. Die großzügigen Holzfensteröffnungen der Gruppenräume und Flurflächen stiften im Kontrast dazu einen städtischen Charakter.

Energieeffizienz / Nachhaltigkeit

- massive Bauteile mit hoher Speicherkapazität (unverkleidete Massivdecken und -wände)
- Einsatz ökologischer und durabler Materialien mit niedriger CO2- und Primärenergiebilanz sowie bewährter Konstruktionen
- optimierter Fensterflächenanteil
- außen liegender Sonnenschutz
- hocheffiziente Wärmerückgewinnung bei Lüftungsanlagen
- Möglichkeit der natürlichen Lüftung (öffenbare Fenster)
- Niederschlagswassernutzung für Bewässerung im Außenbereich
- Photovoltaik zur Eigenstromversorgung
- Erreichung eines hohen Energiestandards durch hohe Außenwanddämmung, Dreischeibenisolierverglasung, regenerativem Anteil bei der Wärmeversorgung sowie Nutzung von PV